Das geht besser: Einzelhandelskonzept Laasphe

 

Die Bad Laaspher GRÜNEN verlangen eine Überarbeitung des in der Sitzung des Umwelt-, Bau und Denkmalausschusses am 06.06.23 vorgestellten Einzelhandels- und Zentrenkonzepts. Aus unserer Sicht lässt das Konzept zahlreiche wichtige Faktoren außer Acht und kommt dadurch zu falschen Schlüssen.

 

 

 

Unsere Kritik richtet sich vor allem gegen zwei Kernaussagen des Konzepts.

  • Die im Konzept vorgeschlagene Ausweitung des Hauptzentrums Bad Laasphes in Richtung Norden würde zahlreiche Probleme schaffen, die drei Potenzialstandorte zur Schaffung neuer Einzelhandelsansiedlungen wären dysfunktional.
  • Wir bezweifeln, dass die These des Konzepts, die Grundlage eines Hauptzentrums wäre ein großflächiger Supermarkt mit Gütern des täglichen Bedarfs, zeitgemäß und auf die Situation in Bad Laasphe anwendbar ist.

 

Warum halten wir die Ausweitung des Hauptzentrums nach Norden für falsch? 

 

  1. Die nördliche Ausweitung bis zu Steinackerstraße und bis direkt vor die Grundschule ist aus städtebaulicher Sicht kontraproduktiv. Sie widerspricht einem harmonischen, mit Grünflächen und Ruhezonen aufgewerteten Stadtbild, das zum Verweilen einlädt. Eine mögliche Bebauung kontrastiert mit den alten Fachwerkhäusern und verstärkt den Charakter der industriellen Zweckarchitektur, der durch die Gebäude der Brauerei Bosch und Treude und Metz bereits existiert. Diese eher alten Gebäude fügen sich noch ins dortige Bild und stehen exemplarisch für die Industrietradition Bad Laasphes. Sollten jedoch moderne Zweckbauten hinzukommen, wäre der Charme der Mauerstraße dahin.
  2. Auch wenn laut Aussagen der Verfasser des Einzelhandelskonzepts die nördliche Vergrößerung des Hauptzentrums eher für Erweiterungen bestehender Einzelhandelsflächen vorgesehen ist, könnte es zu negativen Veränderungen des dortigen Stadtbildes kommen. Fraglich ist auch, welche Erweiterungen das sein sollten, ist der Einzelhandel der Königstraße bekanntermaßen in Bedrängnis.
  3. Die Frage, wie und ob die Ausweitung des Zentralbereichs dem dortigen produzierenden Gewerbe (Brauerei Bosch, Treude und Metz) dient, harrt noch der Beantwortung. Wir sehen die beiden Industriebetreibe als integralen Bestandteil des Quartiers Königstraße, als den sie sich präsentieren sollten, was zum Teil schon geschieht. Ein noch stärkerer Bezug dieser beiden Firmen auf die lokale Tradition, der seinen Ausdruck in der Architektur und der Öffnung für Kunden und Touristen findet, wäre sicherlich von großem Nutzen.
  4. Die nördliche Ausweitung leitet noch mehr Autoverkehr in die Steinackerstraße, Feldstraße, Kurstraße und Turnerstraße. Das kollidiert mit den Sicherheitsbedürfnissen der Schulen und verringert die dortige Wohnqualität.
  5. Der Charakter der historischen Altstadt würde durch Zweckbauten direkt neben den Fachwerkhäusern der Mauerstraße massiv beeinträchtigt.
  6. Geschäfte mit Konsumgütern neben den Schulen sind für die Kinder und Jugendlichen von Grundschule und Gymnasium nicht förderlich (Tabakwaren plus Alkoholika vor dem Haupteingang des Gymnasiums, Süßwaren neben der Grundschule?).
  7. Der Lieferverkehr zu den Einzelhändlern stört den Schulbetrieb.
  8. Wertvolle Grünflächen (Gärten) entlang der Laasphe werden zerstört, die Bodenversiegelung nimmt zu. Dadurch entsteht noch mehr Hitze, wo sich ohnehin laut Klimawirkungsanalyse schon jetzt ein Hitze-Hotspot entwickelt.
  9. Der historische Stadtkern Bad Laasphes, vor allem die Mauerstraße, ist Hochwasser-Hotspot. Hier Grünflächen und Uferstreifen der Laasphe zu versiegeln, verschärft die Hochwasserfolgen durch eine höhere Fließgeschwindigkeit, die bei Starkregen schon jetzt mit über zwei Metern pro Sekunde bei einer Wasserhöhe von über vier Metern prognostiziert wird.
  10. Wir erwarten kein ausreichendes Engagement investitionswilliger Einzelhändler in extrem hochwassergefährdeten Zonen.
  11. Neue Einzelhandelsflächen verhindern die Neubelegung bestehender Leerstände. Priorität sollte jedoch auf der Nutzung eben dieser Leerstände liegen.

 

Warum halten wir die neuen Potenzialstandorte für dysfunktional?

 

Standort 1 (Hinter Bahnhofstraße 52 – 54): Schlechte Erreichbarkeit, unzureichende Wahrnehmung aus Richtung Bahnhofstraße, abseitige Lage, Hochwassergebiet.

Standort 2 (Parkplatz Lahnstraße/B62): Dieser Standort ist völlig ungeeignet. Aus städtebaulicher Sicht ist er zu eng, liegt zu nah an der B62 und ist zu weit entfernt vom Quartier Königstraße. Er liegt auf der falschen Straßenseite und verursacht zusätzlichen Autoverkehr bis zum Erliegen desselben in Stoßzeiten bei jetzt schon über 14.000 Fahrzeugen pro Tag. Er bringt dem örtlichen Einzelhandel keine zusätzliche Frequenz, denn die B62 wirkt wie eine Barriere und das Einkaufsverhalten der Supermarktkunden unterscheidet sich eklatant von Kunden kleiner Einzelhändler.

Ein Supermarkt oder Discounter an dieser Stelle würde den Mittwochsmarkt auf dem Wilhelmsplatz schädigen. Da er zu wenig und aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens schwer erreichbare Parkplätze hätte, wäre der Supermarkt gegenüber den anderen Laaspher Supermärkten und Discountern benachteiligt. Dies birgt die Gefahr, dass er wieder aufgegeben wird und sich in eine Betonruine verwandelt, ähnlich dem sog. Eins-A-Komplex in der Schulstraße in Bad Berleburg. Schlimmstenfalls entsteht eine angstbesetzte No-Go-Area. Eine Tiefgarage oder ein Parkdeck als Parkplatzlösung an dieser Stelle würde diese Entwicklung noch befördern.

Sollte hier ein Discounter Güter des mittelfristigen Bedarfs in ähnlicher Vielfalt anbieten wie die anderen beiden Discounter in Bad Laasphe, wäre das eine zusätzliche Konkurrenz für die kleinen Laaspher Einzelhändler, direkt vor ihrer Haustür.

Außerdem würden auch hier wertvolle alte Bäume gefällt, was die Hitzeentwicklung vergrößern und das Stadtbild negativ beeinträchtigen würde.

Standort 3 (REWE): Dieser Standort liegt zu weit abseits vom Hauptzentrum und zieht noch mehr Kaufkraft/Nachfrage aus dem Stadtzentrum ab. Er wäre höchstens attraktiv für Händler von Waren des mittelfristigen Bedarfs (Elektronik, Heimwerker). Der dortige Standort sollte allerdings durch einen Fußgänger- und Fahrradweg von Norden ausgehend von der Straße Zwischen Landwehr bis auf den Parkplatz neben Ernsting’s Family erschlossen werden.

Außerdem sollten endlich Bäume auf die weiträumige Parkplatzfläche gepflanzt werden. So war es ursprünglich vorgesehen, und es ist nicht einzusehen, warum das bisher nicht geschehen ist. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, dies endlich einzufordern.

 

Unser Fazit: Das historische Stadtzentrum muss aufgewertet werden.

 

Wir widersprechen der Grundidee des Einzelhandelskonzepts, dass ein Hauptzentrum / Nahversorgungszentrum unbedingt einen großflächigen Lebensmittelmarkt in fußläufiger Entfernung braucht, um dem sonstigen Einzelhandel Frequenz zu bringen. Denn das Einkaufsverhalten vieler Menschen zur Beschaffung von Lebensmitteln orientiert sich am PKW. Mit diesem steuern sie den Supermarkt an, packen den Kofferraum voll und fahren wieder weg. Das in möglichst kurzer Zeit. Ob das gut so ist, sei dahingestellt. Aber es entspricht der Realität. Der Umsatzanteil der Supermärkte mit fußläufiger Kundschaft ist dagegen marginal. Allerdings verschandeln Supermärkte im historischen Stadtkern das Stadtbild, schaffen soziale Probleme, immer mehr Autoverkehr, und rauben dem dortigen Einzelhandel damit die Kundschaft.

 

Wir schlagen Folgendes vor:

 

Städtebauliche Maßnahmen: Grünflächen, Bäume, Bänke, Sanierung der Fachwerkhäuser, Fassadenbegrünung, Pflege oder Schließung von Baulücken, Pflege und Dekoration ungenutzter, ungepflegter und teils beschädigter Schaufenster (Broken-Windows-Theorie von Wilson/Kelling). Ausbau der westlichen Königstraße zum Wohnquartier mit Kulturangebot durch Sanierung von Häusern, die in schlechtem baulichem Zustand sind, durch private Investoren.

Ansiedlung von Kultur, Dienstleistung und Begegnungsstätten, Einzelhandel des mittelfristigen Bedarfs: Restaurierung der alten Synagoge inklusive ihres räumlichen Umfeldes, Arztpraxen (Fachärzte), Therapiepraxen, Tagesgastronomie, Literatur- und Kunstkaffee, Einzelhandel für Güter des mittelfristigen Bedarfs, kleine Lebensmittel-Spezialgeschäfte, die sich an fußläufige Kundschaft richten. 

Verkehrsberuhigung: Ruhigerer Verkehrsfluss auf der B62 durch Fahrradwege, Tempo 30 auf der B62 im Ortskern, fußgängerfreundliche Ampeln mit kurzen Wartezeiten, zusätzliche Fußgängerüberquerungen (Zebrastreifen Volksbank). Steigerung der Attraktivität des ÖPNV.

Ausweitung des Hauptzentrums nach Süden: Das Hauptzentrum wird nach Süden bis zur Gartenstraße und bis zum Südende des Geländes der ehemaligen Emmaburg-Klink vergrößert. Wenn überhaupt ein Supermarkt im Ortszentrum, dann hier. Das Gelände der Emmaburg-Klinik scheint besser zur Ansiedlung großflächigen Einzelhandels zur Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs geeignet. Das betrifft sowohl die Größe der zur Verfügung stehenden Fläche als auch die Verkehrsanbindung.

Auch der Parkplatz Gartenstraße könnte aufgewertet werden, oder er würde für architektonisch integrierte Neubebauung freigegeben, sofern Parkplätze auf dem Gelände der ehemaligen Emmaburg geschaffen würden. Damit würde bereits weitgehend versiegeltes Territorium für Neuansiedlungen genutzt. Das Gelände der ehemaligen Emmaburg ist zudem nicht hochwassergefährdet und wäre damit im Falle eines durch Starkregen verursachten Hochwassers als einziger Supermarkt in Bad Laasphe noch funktionsfähig und erreichbar.

Das Vorhaben, das Gelände der ehemaligen Emmaburg einem derartigen Zweck zuzuführen, mag mit vielen Hindernissen behaftet sein. Die Kooperation mit den gegenwärtigen Eigentümern aller für Neuansiedlungen infrage kommenden Grundstücke ist jedoch immer von deren Bereitschaft hierzu abhängig.

Stärkung des Nahversorgungszentrums in Feudingen: Kann und will der dortige Edeka-Markt seine Verkaufsfläche vergrößern? Wenn ja, wäre das ein Gewinn für die rund 4.000 Einwohner und Einwohnerinnen in Feudingen und den umliegenden Dörfern. Vielen Menschen bliebe der Weg in die Bad Laaspher Supermärkte erspart und würde den Autoverkehr in Bad Laasphe vielleicht etwas verringern. Auch der Kaufkraftabfluss aus den nördlichen Laaspher Dörfern nach Erndtebrück würde reduziert.

Bessere Anbindung des Einzelhandelszentrums in der Stockwiese: Von Norden her in Höhe der Bushaltestelle Hirtsgrunder Weg wird eine Überquerung der B62 (Fußgänger- und Fahrradampel) sowie der Bahnstrecke für Fußgänger und Radfahrer geschaffen, die in den nördlichen Parkplatzbereich des Lidl- oder Edekamarktes mündet. Diese Überquerung würde die fußläufige Erreichbarkeit des Zentrums Stockwiese schlagartig verbessern. Außerdem sollte die Stockwiese ab Kreisverkehr Bahnhofstraße mit Fahrradwegen, einer Baumallee und Sitzbänken ausgestattet werden. Das würde die Anbindung und die Attraktivität dieser Wegstrecke verbessern.

Wir bitten die Stadtverwaltung darum, unsere Vorschläge zur Einzelhandelsentwicklung in Bad Laasphe zu berücksichtigen und im Ausschuss für Umwelt, Bau und Denkmalschutz sowie im Stadtrat mit dem Verfasser des Konzeptes, Dr. Jansen GmbH, zu diskutieren. Unsere Fraktion im Laaspher Stadtrat behält sich vor, einige der hier vorgeschlagenen Maßnahmen als Anträge zur Abstimmung vorzulegen.



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