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Seit dem 03.11.2017 liegt der Planfeststellungsbeschluss für den Streckenabschnitt der Teil-Ortsumgehung Kreuztal der sog. Route 57 vor. Dieser ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Denn das Verfahren verzögert sich durch die Bearbeitung einer Klage.
Der Verhandlungstermin im Klageverfahren fand im Februar 2021 vor dem Oberverwaltungsgericht NRW in Münster statt. Im März 2021 haben die Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Planfeststellungsbehörde und der Landesbetrieb Straßenbau als Vorhabensträger die schriftliche Urteilsverkündung dazu erhalten. Darin wird die Abwägung bei den festgesetzten, naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen bemängelt. Deshalb wird der Neubau der T-OU Kreuztal für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.
Der Antrag auf Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses sowie weitere Klagepunkte wurden jedoch abgewiesen, und damit die bisherige Planung in ihrer Rechtssicherheit bestätigt. Denn grundsätzlich besteht nach § 75 Abs. 1a Verwaltungsverfahrensgesetz die Möglichkeit, Abwägungsmängel mithilfe einer Planergänzung zu beheben. Seither wird beraten, inwiefern der Planfeststellungsbeschluss ergänzt werden kann, damit der Neubau dieses Streckenabschnitts möglich ist.
Die Frage ist also, welche Ausgleichsmaßnahmen laut dieses Gerichtsurteils als angemessen angesehen werden, damit der Wald des Mattenbachtals südlich von Kreuztal durch den Streckenabschnitt B508n zerstört werden kann. Wir dürfen gespannt sein.
Rein auf die Mobilität bezogen, bringt die sog. Route 57 von und nach Erndtebrück und Bad Berleburg wahrscheinlich Vorteile. Die Umgehung Erndtebrücks wird zudem das Verkehrsaufkommen im Ort deutlich reduzieren. Das ist ein klares Plus an Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger Erndtebrücks.
Für Bad Laasphe wird die sog. Route 57 voraussichtlich eine leichte Erhöhung des Straßenverkehrs zur Folge haben, der zurzeit bei rund 14.000 Kfz pro 24 Stunden liegt. Das ist ein klares Minus an Lebensqualität. Kommt hier noch die zu erwartende Erhöhung des Quell- und Zielverkehrs zum möglichen Nettomarkt im Stadtzentrum hinzu (zum Markt hin und zurück und pendelnde Kunden zwischen den Märkten Ludwig-Koch-Straße und Nettomarkt Lahnstraße), dann wird es eng. Wir befürchten durch diese beiden Faktoren eine unerträgliche Verkehrsbelastung zwischen Kreisverkehr Bahnhofstraße / Stockwiese und der Zufahrt zum Nettomarkt zwischen Lahnstraße und Stadtverwaltung - bis hin zum Dauerstau.
Mehr noch: Die unmittelbare Verkehrsanbindung Bad Laasphes an die sog. Route 57 bei Leimstruth wird nicht verbessert, daran wurde nicht gedacht. Die ohnehin von engen und vor allem im Winter gefährlichen Kurven gekennzeichneten Streckenabschnitte auf der B62 zwischen Bad Laasphe und Leimstruth bleiben demnach trotz höherem Verkehrsaufkommen unverändert bestehen.
Durch das zu erwartende erhöhte Verkehrsaufkommen wird im Ortszentrum Bad Laasphe die Luftqualität weiter verschlechtert und die verkehrsbedingte Lärmbelästigung noch steigen.
Damit einhergehend ist vor allem im Sommer eine noch stärkere Erhitzung der Temperaturen im Ortszentrum zu erwarten. Das wird nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch erholungssuchenden Touristen Probleme bereiten. Das verschlechterte örtliche Mikroklima wird zu starken Kreislaufbelastungen mit Gesundheitsgefährdung vor allem alter und kranker Menschen führen. Kurort ade.
Schlussendlich lässt sich anzweifeln, ob die sog. Route 57 zu einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes beitragen wird. Eher wird das Gegenteil der Fall sein.
Fazit: Wir unterstützen eine bessere und vor allem sicherere Verkehrsanbindung Wittgensteins in Richtung Siegen und nach Osten in Richtung Hessen. Das ist ja eines der Ziele der sog. Route 57.
Aber:
Es gibt noch viel zu tun und der langfristige Nutzen der Verbindung 57 ist aus unserer Sicht zweifelhaft, denn er setzt heutige Mobilitätskonzepte voraus. Doch welcher Güterverkehr bewegt sich im Angesicht der Mobilitätswende in, von und nach Wittgenstein im Jahre 2040, wenn diese Straße möglicherweise gebaut ist? Und wie werden sich Personen bewegen?
Der unten verlinkte Film gibt euch einen lebhaften Eindruck von den zerstörerischen Resultaten, die die sogenannte "Route 57" auf die Natur Siegen-Wittgensteins haben würde. Immer mehr und immer breitere Straßen befeuern den Klimawandel, unter dem letztendlich auch die hiesige Wirtschaft zu leiden haben wird und bereits leidet. Allen voran die Forstwirtschaft. Lassen wir den Wald also besser leben und schaffen eine Mobilitätslösung, die im westlichen Streckenabschnitt südlich von Kreuztal nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen.