NATIONALPARK ROTHAARKAMM - FAKTENCHECK DER GEGENARGUMENTE

Der Gedanke, Teile des Rothaarkamms zum Nationalpark zu formen, eröffnet dem Kreis Siegen-Wittgenstein neue, vielleicht nie wiederkehrende Entwicklungsperspektiven. Dem Naturschutz und der hiesigen Wirtschaft gleichermaßen würde dadurch eine Fülle von Impulsen verschafft, wie sie sonst nur selten zustande kommen.

Denn die Nationalparks in Deutschland sind nicht nur ein Segen für die Artenvielfalt. Sie sind auch ein wesentlicher, für viele Regionen sogar entscheidender Wirtschaftsfaktor. Es gibt keinen Nationalpark in Deutschland, der seiner Region nicht deutliche Zugewinne bei Wohlstand und Lebensqualität, Biodiversität und Naturschutz sowie Image und Popularität verschafft hätte. Professionell kommuniziert, werden Nationalparks oft sogar zu international bekannten Marken, die als regelrechter Tourismus-Booster funktionieren.

Es gibt ganze Regionen in Deutschland, deren Nationalpark der wesentliche Wirtschaftsfaktor überhaupt ist. Denn wer kennt den Landkreis Freyung-Grafenau? Wir kennen den Bayerischen Wald. Wo arbeitet man in Braunlage? Im oder für den Tourismus des Nationalparks Harz. Und was wäre heute die Nordseeküste ohne den Nationalpark Wattenmeer?

Wer sich dieser Projektidee unreflektiert und ohne Sachkenntnis entgegenstellt, hat das Potenzial des Landkreises Siegen-Wittgenstein nicht erkannt und sich für die ökonomische und ökologische Kriechspur entschieden. Dabei liegen die Gegenargumente gegen die Nationalparkidee darnieder und die Argumente pro Nationalpark auf der Hand.

 

Ein Faktencheck entkräftet die Gegenargumente.

 

Der mögliche Nationalpark liegt fast ausschließlich auf Staatswaldflächen. Quelle: Wald.nrw

Die möglichen Flächen des Nationalparks liegen fast ausschließlich im Staatswald. Quelle: wald.nrw

 

Es wird behauptet, dass landwirtschaftliche Flächen durch den Nationalpark verloren gehen. Das ist falsch.

Der Nationalpark soll nach Vorschlag des LANUV hauptsächlich auf Flächen im Besitz des Landes und möglicherweise der DIMUS-Stiftung entstehen. Landwirtschaftliche Flächen für Viehzucht, Milchwirtschaft und Ackerbau sind nicht oder kaum betroffen. Dadurch kann es nicht zu Auflagen und Einschränkungen landwirtschaftlicher Nutzung in diesem Gebiet kommen. Der neue Nationalpark wird als Waldnationalpark geplant, und somit werden landwirtschaftliche Flächen ohnehin kaum berührt.

Es wird behauptet, dass Waldflächen im Privatbesitz nicht mehr bewirtschaftet werden können. Das ist falsch.

Der Nationalpark soll aus den Flächen im Besitz des Landes NRW bestehen, die sich im Naturschutzgebiet und im FFH-Gebiet Rothaarkamm und Wiesentäler und in den Naturschutzgebieten Elberndorfer- und Zinser Bachtal befinden. Es sind Staatswaldflächen und sie werden durch den Landesbetrieb Wald & Holz verwaltet. Ergänzend dazu sollen möglicherweise die privaten Flächen der DIMUS-Stiftung, dem sog. Wildnisgebiet Heiligenborner Wald, in die Nationalparkfläche integriert werden. Dadurch entstände eine Gesamtfläche von ca. 5000 Hektar, die für ein solches Nationalparkkonzept ausreicht. Eine Akquirierung von Waldflächen im Privatbesitz ist somit nicht nötig.

 

Ein Großteil ist durch Dürre und Sturm geschädigt (rote Flächen und Schraffur).
Ein nennenswerter Holzeinschlag ist kaum noch möglich. Quelle: wald.nrw

 

Es wird behauptet, dass die Holzpreise in der hiesigen Region durch eine Verknappung des Angebotes in die Höhe schnellen werden. Das ist falsch.

Die Waldflächen, die in den Nationalpark eingebracht werden sollen, sind längst durch den Sturm Kyrill im Jahre 2006 und durch die aktuelle Borkenkäferkalamität so schwer vorgeschädigt, dass ein nennenswerter Holzeinschlag auch ohne Ausweisung als Nationalpark in den kommenden Jahrzehnten nicht zu erwarten und möglich ist. Folglich kann eine durch den Park verursachte Verknappung des Holzangebots nicht mehr stattfinden.

Private Waldbauern befürchten bei der Ausweisung von Kernzonen im Nationalpark Kalamitäten für ihre dort angrenzenden Bestände. Diese Furcht ist unbegründet.

Laub- und Mischwälder eines Nationalparks sind kaum anfällig für großflächig auftretende Schädlingsplagen. Außerdem ist die Wildnisfläche der DIMUS-Stiftung schon heute so angelegt, dass eventuell entstehende Kalamitäten die benachbarten Waldgebiete nicht schädigen.

Es wird behauptet, private Waldbauern sollen ihre Flächen für den Nationalpark abtreten. Das ist falsch.

Nach jetzigem Kenntnisstand wird kein Waldbauer verpflichtet, seine privaten Flächen für den Nationalpark abzutreten. Eine Einschränkung ihrer Forstwirtschaft wird nicht erfolgen.

Wirtschaftsverbände und IHK befürchten, dass durch einen Nationalpark die Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten erschwert werden könnte. Auch der notwendige Transport von Industriewaren könnte beeinträchtigt sein. Diese Furcht ist unbegründet.

Der neue Nationalpark soll aus Flächen bestehen, die schon heute den Schutzstatus von FFH-, Naturschutz- oder Wildnisentwicklungsgebieten besitzen. In diesen Gebieten ist schon seit längerer Zeit eine gewerbliche oder private Baunutzung ausgeschlossen. Ein Nationalpark führt hierbei also keinesfalls zur Veränderung des bestehenden Status. Im Nationalpark gibt es nur Forstwege und die Eisenstraße. Diese Straßen können schon jetzt nicht für den Transport von Wirtschaftsgütern genutzt werden. Ein Transport von Wirtschaftsgütern auf der bestehenden B 62 und der Landstraße Walpersdorf/Volkholz wir durch den Nationalpark nicht eingeschränkt.

Es wird behauptet, dass auf dem möglichen Gebiet des Nationalparks oder in dessen unmittelbarer Nähe der Bau weiterer Windkraftanagen verhindert oder erschwert wird. Das ist falsch.

Auf der bisher vorgeschlagenen Fläche des Nationalparks sollten ohnehin keine Windkraftanlagen gebaut werden. Außerdem gibt es keine gesetzliche Einschränkung dahingehend, dass Windräder nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu FFH- und Naturschutzflächen gebaut werden dürfen. Schon heute stehen in Siegen-Wittgenstein Windräder an solchen Standorten. Die FFH-Verträglichkeitsprüfungen, denen die Bauvorhaben von neuen Windrädern unterzogen werden, fallen bisher meist pro Bauvorhaben aus, und es ist nicht abzusehen, dass sich das in Nachbarschaft zum Nationalpark ändert.

Befürworter der sogenannten Route 57 befürchten durch den Nationalpark ein Ende des Ausbaus dieser Straße. Diese Befürchtung ist zwar aus vielen anderen Gründen berechtigt, aber nicht aus diesem.

Der geplante Nationalpark tangiert nur den Ausbauabschnitt zwischen Lützel und Erndtebrück. Ein naturverträglicher Ausbau dieses Abschnitts wird zurzeit von den Straßenbauern erarbeitet. Eine Nationalparkausweisung wird den Ausbau der Straße hier nicht verhindern.

 

Pro Nationalpark heißt pro Naturschutz und pro Wohlstand.

 

Das für den Nationalpark ausgewiesene Gebiet stellt ein Kerngebiet der bodensauren Buchenwälder im Rothaargebirge dar. Die Flüsse Sieg, Lahn, Eder und Benfe stellen mit ihren Quellgebieten, Moor- und Auenwäldern, Übergangsmooren, Pfeifengraswiesen und Borstgrasrasen überregional bedeutsame Fließgewässersysteme dar. Sie bieten einer großen Anzahl gefährdeter, seltener und nach FFH- und Vogelschutzrichtlinie bedeutender Arten Lebensraum. Das Gebiet ist in seiner Ausdehnung, Geschlossenheit und in seinem Erhaltungszustand herausragend.

Viele selten gewordene Tiere sind hier noch anzutreffen. Ihre Namen sind uns nicht geläufig und kommen uns deshalb oft kurios vor. Unter den Fischen sind es das Bachneunauge und die Groppe, unter den Insekten z.B. der Schwarzblaue Moorbläuling, ein seltener Schmetterling. Unter den Vögeln sind es Raufußkauz, Wiesenpieper, Neuntöter und Raubwürger. Aber auch bekanntere Vögel wie Eisvogel, Rotmilan, Braunkehlchen und Schwarzstorch.

All diesen Tieren und vielen Pflanzen wird der Nationalpark auch in Zukunft ein Habitat sein. Und es ist keinesfalls so, als wäre das den Menschen egal. Laut der turnusmäßig vom Bundesamt für Naturschutz erstellten Naturbewusstseinsstudie 2021 gaben 79 Prozent der repräsentativ Befragten an, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität fördert. 76 Prozent sagten sogar, dass der Verbrauch von Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Verkehrswege zum Erhalt der biologischen Vielfalt reduziert werden sollte. Tatsächlich wird der Nationalpark Rothaarkamm letzteres aber nicht verursachen. Er benötigt nur bereits heute schon geschützte Flächen.

 

Alle werden gewinnen.

 

Und wie stark Nationalparks die Wirtschaft ihrer Umgebung fördern, ist seit langem bekannt. So konnte der Nationalpark Eifel im letzten Jahr über eine Million Besucher verbuchen. Seit seinem Bestehen wurden durch ihn über 600 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Nationalpark Bayerischer Wald gibt laut Berechnungen des Umweltbundesamtes 939 Personen eine Vollzeitarbeitsstelle allein im Tourismus. Die großen Nationalparks in Deutschland, allen voran die der Nord- und Ostsee, übertreffen diese Zahlen noch um ein Vielfaches.

Bei näherer Betrachtung ist die Initiative der GRÜNEN im Kreis Siegen-Wittgenstein, hier einen Nationalpark zu errichten, die Initiative für eine Win-Win-Liaison zwischen Naturschutz und Wirtschaft. Alle sollten mit Enthusiasmus daran arbeiten. Denn alle werden gewinnen. Auch der Raubwürger und der Schwarzblaue Moorbläuling.



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